Zimmermeister Lothar Betz aus Mittelkalbach, Handwerksbühne, IHM 2015

Archiv, IHM

JVH hob Handwerker aufs Podest

Schon zum vierten Mal hat die JVH 2016 auf der Internationalen Handwerksmesse zusammen mit der Deutschen Journalistenschule (djs) das Projekt „Aufs Podest“ durchgeführt. Dabei wurden acht Aussteller aus der Sonderschau „Land des Handwerks“ am Stand der Arbeitsgemeinschaft der Bayerischen Handwerkskammern vorgestellt. In Live-Interviews befragten die Studierenden die Unternehmer und erhielten dabei einen Eindruck, wie viele interessante Köpfe und Produkte das Handwerk bietet. Fotograf: Michael Schuhmann

Ralf Bisch-Chandaroff, Polsterer- und Dekorateurmeister, Dresden "Dazulernen", lesen
Alexander Claas, Schreiner und Gitarrenbauer, Burgdorf, "Heavy-Metal, ganz klar"
Franz Faust, Schreinermeister, Murnau am Staffelsee, "Möbel ohne Schadstoffe", lesen
Maximilian Lörzel, Modellbauermeister, Oberpframmern, "Komplett durchdigitalisiert", lesen
Frank Maasberg, Dipl.-Ing. , Haan, "Innovation für Kühlhaus und Ladengeschäft", lesen
Andreas Schäwel, Metallbauermeister, Güstrow, "Qualität setzt sich durch", lesen
Markus Schott, Orthopädie-Schuhtechnikermeister, Homberg, "Aus Hessen in die Welt", lesen
Thomas Widmer, Ofen- und Luftheizungsbauermeister, Ostrach, "Feuer und Emotion", lesen


aufs_Podest „Heavy-Metal, ganz klar“
Alexander Claas, Schreiner und Gitarrenbauer aus Burgdorf

Alexander Claas baut Gitarren seit er 15 Jahre alt ist. Sein erstes Instrument produzierte nur schiefe Töne. Heute warten Jazz- und Heavy-Metal-Musiker vier Monate auf die handgefertigten Gitarren des 23-Jährigen.

Sie haben im Alter von 15 Jahren Ihre erste Gitarre gebaut. Wie klang die?
Auf meiner ersten Gitarre konnte man im Grunde nicht spielen. Ich habe mich aber nicht entmutigen lassen. Mit der Zeit wurden meine Gitarren immer besser und das Gitarrenbauen wurde zu meinem größten Hobby.

Wie ist aus dem Hobby ein Beruf geworden?
Für mich war früh klar, dass ich das Gitarrenbauen zum Beruf machen möchte. Nach dem Abitur habe ich mich sofort selbstständig gemacht. Um meine handwerklichen Fähigkeiten zu verbessern, habe ich dann erst einmal eine Tischlerausbildung absolviert.

Hatten sie Angst vor der Selbständigkeit?
Eigentlich nicht. Ich hatte eine genaue Vorstellung von den Gitarren, die ich bauen wollte. Da wollte ich mir von niemandem reinreden lassen. Ich bin nach und nach in die Aufgaben hineingewachsen, die einem die Selbstständigkeit stellt. Mittlerweile habe ich einen Mitarbeiter, der mich unterstützt.

Was muss man denn können, um eine Gitarre zu bauen?
Man sollte selbst Gitarre spielen. Nur so kann man wissen, worauf es Musikern ankommt. Es geht aber vor allem darum, handwerklich präzise zu arbeiten. Ein E-Gitarrenbauer muss mit ganz unterschiedlichen Materialien umgehen können: mit Holzen, Lacken und Metall.

Aus diesen Materialien machen Sie Gitarren mit einem eigenwilligen Design.
Ich habe mich ganz bewusst dazu entschieden, keine Standard-E-Gitarre zu bauen. Bei jedem Bauteil habe ich mich gefragt: Was muss es können? Wie kann ich es besser machen als andere Hersteller? Sechs Jahre hat die Entwicklung gedauert.

Ihr Hauptmodel heißt Moby Dick. Wie kam es zu dem ungewöhnlichen Namen?
Das war ein Zufall. Als ich den Prototyp der heutigen Moby-Dick meinem besten Freund zeigte, sagte der nur ganz trocken: „Die sieht ja aus wie ein Wal.“

Was macht die Moby Dick besonders?
Sie hat eine ganz besondere Balance: Der Hals ist etwas leichter als bei herkömmlichen Modellen. Vor allem Jazz- und Heavy-Metal-Musiker schätzen das.

Welche Musik spielen Sie denn?
Heavy Metal, ganz klar.

Wie viel Geld müssen Musiker in eine Moby Dick investieren?
In der Regel circa 2.500 Euro. Die Gitarren sind alle Einzelanfertigungen. Der Kunde kann sich die Holzart aussuchen, die Lackierung, den Tonabnehmer. Auch der Name oder das Band-Logo können auf die Gitarre gedruckt werden. Die Moby Dick ist für das, was man bekommt, aber relativ günstig. Bei anderen Firmen kann man für ähnliche Gitarren 10.000 bis 20.000 Euro ausgeben.

Wo verkaufen Sie Ihre Gitarren?
Wir machen fast alles übers Internet, Facebook und YouTube sind unsere wichtigsten Absatzkanäle. Da finden die Leute uns. Momentan läuft es ganz gut. Wir haben eine Wartezeit von vier Monaten.

Was war das schönste Kompliment, was sie für eine Ihrer Gitarren bekommen haben?
Wir haben mal einen Bass gebaut, für einen Musiker, der im vergangenen Jahr ein Kind bekommen hat. Er wollte ein Instrument, das ihn auf Tour immer an seinen Sohn erinnert. Ich habe ihn besucht und einen Abdruck vom Fuß des Babys gemacht. Den habe ich dann auf den Bass gedruckt. Der Musiker ist wahnsinnig stolz auf diesen Bass und das freut mich natürlich.

Das Interview führten Christian Brandt und Anna-Lena Ripperger
Foto: Michael Schuhmann