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JVH hob Handwerker aufs Podest
Von Jens Christopher Ulrich

Im Rahmen der Internationalen Handwerksmesse 2013 hat die JVH zusammen mit der Deutschen Journalistenschule (DJS) in München die Aussteller der Sonderschau "Land des Handwerks" und andere Handwerker vorgestellt. Sie wurden außerhalb des regulären BR-Programms auf der Bühne des Bayerischen Rundfunks in Halle B3 von wechselnden Nachwuchskräften der Deutschen Journalistenschule befragt.

Werner Klotter, Klotter Elektrotechnik, Handwerker des Jahres 2013, lesen
Wilhelm Költgen, Költgen GmbH, Krefeld, Mechaniker für Behindertenfahrzeuge, lesen
Sascha Kröner, Rollstuhlbau, Kleinserien nach Maß, lesen
Andreas Nuslan aus Regensburg, Hutmacher, Manufaktur „Hutkönig, lesen
Markus Rehm,Orthopädietechnik, Goldmedaille im Weitsprung Paralympics London 2012, lesen
Jörg Schaaf von der Schaaf Bootsmanufaktur, macht Boote aus Aluminium, lesen
Wulfram Schmucker, Avantgarde Technologie Gilching, Kohlefasertechnik, lesen
Steffen Würtz, Sattlerei, Pferdesättel und Kuhshopper, lesen

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Aufs Podest

Mit SMS gegen Kabelklau - Werner Klotter, Elektrotechnik, Rheinau-Freistett,
Handwerker des Jahres
Das Gespräch führten Philipp Alvares de Souza Soares und Lisa Schnell

Herr Klotter, 1997 gründeten Sie Ihr Unternehmen, die Klotter Elektrotechnik GmbH. Mittlerweile haben Sie 65 Mitarbeiter. Wie sind Sie zur Elektrotechnik gekommen?
Das war ganz witzig. Als ich 15 Jahre alt war hat mein Vater mich gefragt: Junge, was willst Du werden? Da hab ich mit der Achsel gezuckt. Mein Vater hat gesagt: Dann wirst Du halt Elektriker, wie ich auch. Also bin ich in Kehl Betriebselektriker geworden.

Was macht Ihr Unternehmen eigentlich genau?
Wir haben vier Geschäftsfelder. Einmal die Automatisierungstechnik, also zum Beispiel Antriebstechnik, die Automatisierung von Wasserkraftwerken. Trafo-Stationen und der Schaltanlagen- und Verteilerbau sind zwei weitere Felder – vom kleinen Lichtverteiler bis hoch zur 6300-Ampere-Schaltanlage. Und schließlich der Service, den wir für unsere Produkte und Fremdanlagen anbieten.

Für welche Kunden machen Sie das?
Vom kleinen Handwerksbetrieb bis zum großen Konzern. Porsche, Daimler oder Bosch sind zum Beispiel Kunden von uns.

Wollen Sie etwas zur Firmengeschichte erzählen, wie haben Sie angefangen?
Ich begann als Einzelkämpfer, aus der Not heraus. Ich habe mich damals mit dem neuen Geschäftsführer der Firma, bei der ich damals gearbeitet habe, einfach nicht verstanden. Ich dachte: Bevor ich Krebs krieg, mach ich mich selbstständig. Meine Frau hat gesagt: Du schaffst das. Und dann ging es los. Erst war ich ein Jahr allein. Ich war meine Sekretärin, mein Monteur, hab Angebote geschrieben, mich um die Software gekümmert. Sieben Tage die Woche, zwölf Stunden am Tag. Dann habe ich immer mehr Leute eingestellt, den ersten Monteur schon nach zwölf Monaten.

Dieses Jahr sind Sie mit dem Preis „Handwerker des Jahres“ ausgezeichnet worden. Womit haben Sie den denn verdient?
Wir sind sehr gut, was die Ausbildung des Nachwuchs angeht. Zurzeit haben wir zehn Auszubildende. Allein in diesem Jahr habe ich schon drei Lehrlinge eingestellt. In den letzten fünf Jahren haben wir jedes Mal den Innungs-Preisträger der Auszubildenden gestellt.
Qualifizierte Mitarbeiter sind für kleinere Betriebe schwer zu halten, da große Konzerne mehr zahlen. Wie lösen Sie dieses Problem?
Ja, das ist nicht leicht. Wir machen aus jungen Buben Männer und die Großen nehmen sie uns dann weg. Für mich ist wichtig, dass sich meine Leute am Sonntagabend auf Montagmorgen freuen. Ich sorge deshalb dafür, dass wir ein sehr gutes Betriebsklima haben. Das fängt mit dem Ambiente an: Bei uns stehen Pflanzen im Büro, die Computer sind auf dem neuesten Stand, die Montagefahrzeuge sind top ausgerüstet. Da engagiere ich mich finanziell sehr stark. Außerdem bieten wir wahnsinnig viel Weiterbildung. Unsere Lehrlinge machen zum Beispiel gerade eine Fortbildung: Botschafter im Blaumann. Zusätzlich dazu haben wir 42 Mitarbeiter vom Roten Kreuz zu Ersthelfern ausbilden lassen.

Was ist denn ein „Botschafter im Blaumann“?
Ein Kurs, der gutes Benehmen vermittelt. Es ist kaum zu glauben: Es gibt Leute, denen muss man beibringen, dass man zunächst „Guten Morgen“ sagt, wenn man auf eine Baustelle kommt. Das muss man vielen jungen Leute heute sagen. Oder dass man die Baustellen nach der Arbeit fegt und den Müll mitnimmt. Mit dem Kunden sprechen, höflich sein. Das erwartet man im Restaurant schließlich auch.

Da der Kupferpreis immer weiter steigt, kommt es auf Baustellen zu immer mehr Diebstählen. Gegen dieses Problem haben Sie ein Produkt entwickelt. Wie funktioniert das?
Das steht ja jede Woche in der Zeitung: Kabelklau auf Baustellen. Da dachte ich, man müsste was tun. Ich hab das gegoogelt und gesehen: Da gibt’s noch gar nichts! Mit meinem Sohn habe ich dann in sechs Wochen was ausgetüftelt. Das Gerät überwacht permanent den Widerstand der Kabel. Wenn die Diebe kommen und das Kabel durchschneiden geht ein SMS-Alarm los. Eigentümer und Polizei werden also sofort informiert.

Was sind die Vorteile Ihres Geräts im Vergleich zu anderen Lösungen?
Es ist zunächst sehr günstig. Wir verkaufen diese Diebstahlsicherung für 4300 Euro. Außerdem ist es einfach einzubauen, das kann jeder Betriebselektriker machen – auch nachträglich.

Und wie ist die Rückmeldung von den Kunden?
Da kann ich eine tolle Geschichte erzählen. Eine dreiste Bande hatte es neulich auf ein Kieswerk abgesehen, die Tür des Trafo-Häuschens aufgebrochen und den 20KV-Schalter ausgeschaltet. Das komplette Werk war spannungslos. Die dachten: So, jetzt können wir das ganze Kieswerk leerräumen. Da haben sie aber nicht mit uns gerechnet! In unserem Gerät ist eine Batterie eingebaut, so kann es auch ohne Strom den Alarm auslösen. Die Polizei kam mit Blaulicht. Die Diebe konnten zwar entwischen, aber der Schaden war gering. Letztlich waren nur zwei Kabel durchgeschnitten. Zum Stehlen kam die Bande erst gar nicht.